IKOME®-Glossar – Hypothese

Hypothese

Im Allgemeinen sind Hypothesen noch nicht bestätigte Vermutungen über bestimmte Zusammenhänge. In der systemischen Beratung werden häufig Hypothesen zu verschiedenen Bereichen der Beratung gebildet. Zum Beispiel zu inneren Vorgängen bei Klienten oder zu ablaufenden Wechselwirkungen. Wichtig ist, dass diese Annahmen jederzeit aufgrund neuer Erkenntnisse revidierbar sein müssen.

Eine Hypothese dient in der Beratung als „vorläufiger Anhaltspunkt für (weitere) nützliche Interventionsschritte“, die dem Klientensystem als Angebote dargeboten werden (Kutz 2020, S. 24). Die Nützlichkeit einer Hypothese wird dadurch beurteilt, inwiefern sie hilfreich für die Weiterentwicklung des Klientensystems oder für das Finden einer Lösung ist. 

Die Hypothesenbildung wird im Coaching aber auch kritisch betrachtet. Radatz (2000) argumentiert z.B., dass Hypothesenbildung zur Schaffung einer neuen Wirklichkeit beitrage, die weit entfernt von der Wirklichkeit des Kunden sei. Stellt man dem Kunden diese neue Wirklichkeit vor, gebe es die Gefahr, dass sich dieser nicht mehr ernstgenommen oder wertgeschätzt fühlt. Der wichtigste Aspekt bei der Bildung von Hypothesen ist daher, mehrere zu formulieren und sich nicht auf eine Hypothese zu fokussieren und diese bei Bedarf auch zu verändern.

Literatur:

Kutz, A. (2020). Systemische Haltung in Beratung und Coaching. Wie lösungs- und ressourcenorientieret Arbeit gelingt. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.

Radatz, S. (2000). Beratung ohne Ratschlag – Systemisches Coaching für Führungskräfte und BeraterInnen. Wien: Literatur-VSM.